Fahrer, Teams und Experten loben Abwechslungsreichtum und Pirelli

Turbulenter und spannender als 2012 ist selten eine Formel 1-Saison gestartet. Vier Rennen wurden bislang absolviert, jedes Mal spritzte ein anderer Sieger den Champagner in die Menge. Vier Teams haben jeweils ein Rennen gewonnen. Und mit Sebastian Vettel führt bereits der vierte Pilot die F1-Wertung an. Experten sind sich einig: Diese Saison ist unberechenbar und damit eine der attraktivsten überhaupt. 

Doch woran liegt das? „Die Erklärung ist Pirelli, es sind die Reifen“, meint Formel 1-Experte Marc Surer gegenüber ServusTV. Die neuen Mischungen hätten die F1 ordentlich durcheinander gewirbelt. „Die Frage ist, wer die P Zero Reifen am Besten zum Funktionieren bringt, und das war je nach Temperatur stets ein anderer“, so der ehemalige Grand Prix-Pilot. Seine Erklärung: Manche Fahrzeuge würden die Reifen stärker fordern. Das erhöhe den Verschleiss, habe aber den Vorteil, dass die Pneus schneller auf Temperatur kämen, mehr Grip erzeugten und schneller seien. „Andere Boliden schonen den Reifen. Sie haben ein Problem, wenn es kalt ist. Doch bei Hitze haben sie den Vorteil, dass die Pneus nicht so schnell verschleissen.“

Die Piloten vom Sauber F1 Team, Sergio Pérez und Kamui Kobayashi, kommen mit den neuen Reifen gut zurecht. In den ersten vier Rennen fuhren sie für den Schweizer Rennstall bereits 31 Punkte ein. Im Vorjahr waren für diese Punktzahl neun Wettkämpfe nötig. Im Vergleich zu den Mischungen des Vorjahres sind die vier aktuellen Slick-Varianten des Pirelli P Zero Rennreifens weicher und damit schneller geworden. Zudem wurde die Konstruktion optimiert, um eine noch bessere und stabilere Performance zu garantieren. Geblieben ist hingegen der von den Formel 1-Verantwortlichen gewünschte planmäßige und zügige Verschleiss der Gummiwalzen.

Sich auf die neuen Reifen einzustellen, stellt die Fahrer vor neue Herausforderungen. So erklärt McLaren-Pilot Jenson Button im Stern: „Pirelli macht einen guten Job. Aber wir verstehen die Reifen noch nicht.“ Für Nico Rosberg von Mercedes ist es „eine echte Kunst, mit den Reifen umzugehen. Und das macht die Rennen extrem spannend“, wie er gegenüber dem MotorsportMagazin betont. Die richtige Reifen-Strategie beginnt bereits beim Qualifying, wie Lotus-Fahrer Kimi Raikkönen dem Spiegel erläutert: „Beim Großen Preis von Bahrain habe ich im Qualifying bewusst drei Sätze frische Reifen gespart. Das war der Schlüssel zum zweiten Platz im Rennen, denn der Unterschied zwischen angefahrenen Reifen und brandneuen ist immens.“ Auch viele Team-Chefs zeigen sich vom bisherigen Verlauf der Saison sehr angetan. „Wir hatten vier sehr unterschiedliche Rennen, und ich denke, wir werden womöglich 20 sehr verschiedene Rennen bekommen. Das ist faszinierend“, schwärmt McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh im Stern. Und Mercedes-Motorsport-Chef Norbert Haug betont in Motorsport-Total, dass Pirelli Reifen die F1 in dieser Saison noch attraktiver gemacht haben „Es gibt sehr gute Rennen. Wir hatten acht Fahrer von sechs verschiedenen Teams auf dem Podest. Es ist ein toller Wettbewerb.“

 Ähnlich positiv fällt das  Zwischenfazit von Hans Joachim Stuck, Präsident des Deutschen Motorsport Bundes, aus: „Es ist für mich eine der besten Saisons, die ich je gesehen habe. Wenn ein alter Hase wie ich so auf das nächste Rennwochenende brennt, sagt das viel aus.“