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Touren ohne Limits: Energica und Zero Motorcycles bringen die ersten Elektro-Maxi-Enduros

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Die Welt der Elektrofahrzeuge entwickelt sich mit Lichtgeschwindigkeit: Sie reicht von kleinen Stadtfahrzeugen, Kick-Scootern und Motorrollern bis hin zu Motorrädern, deren „Hubraum“ von „sehr klein“ bis hin zu den Maxi-Versionen reicht. Natürlich hat ein Elektromotor keinen Hubraum, aber für uns Motorradfans ist es einfach, Zweiräder in klein, mittel und groß einzuteilen, man braucht nur ihre Leistung zu betrachten. Und wenn wir es mit 50-100 PS-Motoren zu tun haben, fallen diese zu Recht in die größte Kategorie.

In diesem Artikel geht es um zwei neu auf den Markt gekommene Maxi-Elektrobikes, die als erste das Thema Straßen-Enduro verkörpern. Es handelt sich um Motorräder, die für große Straßentouren und Abenteuerreisen konzipiert wurden – Bikes, die auf alle Straßen der Welt zuhause sind, aber auch vor Feldwegen und Wüstenpisten keinen Halt machen müssen.

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Wie viel wiegt ein Elektromotorrad?

Maxi-Enduros sind kraftvoll und besitzen eine große Ausstrahlung, sie sind aber beim Manövrieren und Fahrten im Gelände sicher nicht leicht zu handhaben. Bikes mit Verbrennungsmotoren in dieser Kategorie besitzen Motoren mit großem Hubraum von 1.000 ccm und mehr. Hinzu kommt eine sehr umfangreiche Ausstattung mit Taschen, Koffern, Verkleidungen, Sturzbügeln und unzähligem Zubehör. Damit erreichen diese Motorräder nicht selten ein Gewicht oberhalb von 250 kg. 

Auch das Gewicht unserer elektrischen Protagonisten kann die „5 Zentner“-Marke leicht überschreiten: Die Energica Experia wiegt 260 kg, die Zero Motorcycles DSR/X 247 kg. Damit liegen sie im Wesentlichen auf Augenhöhe mit den konventionell angetriebenen Bikes. Allerdings macht bei diesen naturgemäß der Motor den größten Teil des Gewichts aus und der Kraftstofftank fällt weniger ins Gewicht (ein voller Tank wiegt je nach Fassungsvermögen etwa 15-20 kg). Beim Elektromotorrad ist es genau umgekehrt: Der Motor ist sehr kompakt und leicht, während der „Tank“, d. h. die Batterie, das raumgreifendste und schwerste Bauteil ist. 

Wie hoch ist die Reichweite mit einem vollen „Tank“?

Ein wichtiges Merkmal von Elektromotorrädern ist ihre Reichweite, vor allem, wenn es sich – wie im Fall der Experia und der DSR/X – um tourentaugliche Bikes handelt. Die Batterie der Experia hat eine Nennkapazität von 19,6 kWh, die der DSR/X von 17,3 kWh. Da wir die Batterie – zu Recht – mit dem Kraftstofftank verglichen haben, setzen wir den Vergleich mit den uns bekannten Verbrauchswerten eines Motorrads mit Verbrennungsmotor fort. Wenn wir uns 1 kWh als einen Liter Kraftstoff vorstellen, kommen wir auf einer kombinierten Strecke auf einen Verbrauch von 12 bis 13 km/kWh, was eine Reichweite von rund 200 bis 250 km ermöglicht. Diese Zahlen sind bei Elektromotorrädern, viel stärker als bei konventionellen Bikes, von der Streckenart und dem Fahrstil abhängig.

Elektromotorrad, Hinweise zum Aufladen 

Neben dem Gewicht der Batterie ist auch die Dauer der Ladevorgänge eine Einschränkung bei Elektromotorrädern. Auch hier sollten einige Überlegungen angestellt werden. Die Hersteller geben die Gesamtladezeit von völlig entladen bis 100% an, die in unserem Fall zwischen 6,5 Stunden für die Energica (mit einem Schnellladegerät weniger als eine Stunde) und etwas mehr als zwei Stunden für die Zero (mit einem Schnellladegerät etwa eine Stunde) liegt. Dies ist jedoch das Worst-Case-Szenario, das im wirklichen Leben nicht vorkommen wird. Erstens, weil man die Ladestation nie mit einem völlig entladenen Akku erreichen wird, und zweitens, weil die beste Art, einen Akku zu nutzen und seine Lebensdauer zu verlängern, darin besteht, ihn mit 20% bis 80% seiner Kapazität zu verwenden. In diesem Fall reicht selbst eine vergleichsweise kurze Pause für einen Kaffee oder ein Mittagessen unterwegs aus, um den Akku wieder aufzuladen.

Zwei große Vorteile

Energica gibt für die Experia eine Dauerleistung von 80 PS an; Zero Motorcycles meldet für die DSR/X 49 PS. Das scheint im Vergleich zur konventionellen Konkurrenz (bis zu 170 PS!) sehr wenig zu sein, aber es gibt erhebliche Unterschiede in der Leistung zugunsten der Elektromotoren. Diese können im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren für begrenzte Zeit eine deutlich höhere Leistung als die Dauerleistung erbringen (etwa 100 PS bei beiden Motorrädern, also ein Unentschieden). Vor allem steht das maximale Drehmoment sofort – also nominell bei null Umdrehungen – zur Verfügung. Diese besondere Eigenschaft ermöglicht eine außergewöhnliche Nutzung der verfügbaren Pferdestärken, inklusive einer deutlich besseren Gasannahme bei niedrigen Drehzahlen im Vergleich zum Verbrennungsmotor. Außerdem gibt es bei beiden E-Bikes kein Getriebe. Traditionell eingestellten Fahrern mag dies als ein Nachteil erscheinen, das ist es aber nicht: Man kann sich zu 100 Prozent auf die Straße konzentrieren und das Beste aus der verfügbaren Leistung machen – was auf kritischen Untergründen ein großer Vorteil ist. Zumal die Gasannahme eines Elektromotors nicht nur viel präziser und genauer ist als die eines herkömmlichen Motors, sondern auch beliebig und ohne Einschränkungen angepasst werden kann. 

Vom sportlichen Fahren auf dem Asphalt bis hin zu unbefestigten Wegen

Maxi-Enduros sind für alle Straßen konzipiert, egal ob sie asphaltiert sind oder nicht. Aufgrund ihrer schieren Größe sind sie aber sicherlich bei extremen Geländefahrten fehl am Platz. In der Tat sind die Räder der Experia mit ihren beiden 17-Zoll-Felgen für die Straße ausgelegt; etwas besser sieht es bei der DSR/X aus, die eine 17-Zoll-Felge hinten und eine 19-Zoll-Felge vorne besitzt. Die Ausstattung ist dieselbe, beide sind ausgestattet mit Pirelli SCORPION™ Trail II (Größen 120/70 & 180/55 bzw. 120/70 & 170/60), einem straßenorientierten Reifen mit Dirt-Road tauglichem Profil. Er wurde für die neusten Generationen von Crossover-, Adventure-Touring- und Enduro-Street-Bikes entwickelt und zeichnet sich durch hervorragende Straßeneigenschaften aus. Damit fällt er unter die Sport-Touring-Reifen – dabei besitzt er alle Eigenschaften für erstklassige Fahrten auf Asphalt, eignet sich aber auch für unbefestigte Wege.

Fahrende Computer

Motorradkonstrukteure können sich heute auf eine Vielzahl von Sensoren stützen. Hier sind beispielsweise Hallgeber-Radringe für das ABS oder Mehrachsen-Trägheitssensoren sowie ausgeklügelte elektronische Funktionen – wie etwa ein leistungsstarkes Motor- und Energiemanagement – zu nennen. Dies eröffnet ein breites Feld von möglichen zusätzlichen Funktionen für den Fahrer.

So auch im Fall dieser beiden E-Motorräder: Sie bieten alles, was man sich in Bezug auf Motor- und Fahrzeugkontrolle oder mehr Sicherheit und Personalisierung wünschen kann. Bei beiden lässt sich die Motorsteuerung nach Belieben einstellen, indem man die gewünschten Modi für Gasannahme sowie Leistungsabgabe wählt. Ebenso können auch die Kurventraktionskontrolle, die Wheeliekontrolle und sogar die Motorbremse, die auch zur Energierückgewinnung genutzt wird, von Null bis Maximum eingestellt werden, außerdem gibt es ein Kurven-ABS. Nicht zuletzt verfügen die Motorräder über farbige TFT-Dashboards mit umfangreichen Konfigurationsmenüs.
 

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