Die Aprilia RSV4 XTrenta wurde geschaffen, um den ersten Titelgewinn von Aprilia in der Motorrad-Weltmeisterschaft zu feiern, der genau 30 Jahre zurückliegt. „Geschaffen“ ist in diesem Fall der richtige Ausdruck, denn diese Sportmaschine besitzt viele Alleinstellungsmerkmale. Zunächst ist es ein Serienmotorrad, das zwar nur in einer Auflage von 100 nummerierten Exemplaren hergestellt wird, aber dennoch offiziell zum Verkauf steht. Es gibt jedoch einen grundlegenden Unterschied zu den Motorrädern, die vom Band kommen: Die XTrenta kommt direkt aus der Rennabteilung in Noale und wird dank des Factory Works Programms von Aprilia Racing mit Materialien, Komponenten und Elektronikteilen gebaut, die so nah wie möglich an denen der Aprilia RS-GP sind – dem Rennmotorrad aus der aktuellen MotoGP-Weltmeisterschaftssaison.
Rekordwerte bei Leistung und Gewicht
Um zu verstehen, auf welchem Niveau die XTrenta angesiedelt ist, reichen zwei Zahlen, die bei einem für jedermann käuflichen (zwar zu einem hohen Preis, aber nicht unbezahlbaren) Motorrad nur schwer zu glauben sind: 230 PS, 166 kg. Damit bewegen wir uns auf dem Niveau eines MotoGP-Motorrads von vor wenigen Jahren. Im Vergleich mit der Vierrad-Welt wäre es so, als ob wir das Formel 1-Auto kaufen könnten, mit dem Lewis Hamilton den ersten Titel gewonnen hat. Und das ist der große Unterschied zwischen zwei und vier Rädern: Schon heute können wir das Beste auf zwei Rädern besitzen: Motorräder, die fast so gebaut sind, als wären sie Rennprototypen. Neben dem Gewicht und der Leistung macht die Elektronik, das Fahrwerksdesign und das Set-up ein echtes GP-Rennbike aus. Sprechen wir zuerst über die Aerodynamik.
Die Flügel und der „Löffel“-Deflektor
Die XTrenta hat auch die aerodynamischen Lösungen aus dem GP-Motorradsport übernommen. Die Verkleidung besteht vollständig aus Carbon, das mit den gleichen Verfahren wie bei der RS-GP hergestellt wurde. Von dieser Maschine stammen auch die aerodynamischen Bauteile an der Front und die innovativen Heckflossen, die den Abtrieb erhöhen und gleichzeitig die Aerodynamik verbessern.
Es gibt noch ein weiteres aerodynamisches Merkmal: Die RSV4 XTrenta ist das erste Serienmotorrad der Welt, das an der Schwinge einen untenliegenden Flügel – den sogenannten „Spoon“ – besitzt. Ein Deflektor, der bei den Aprilia RS-GP-Bikes seit 2019 zum Einsatz kommt. Dieser erhöht den aerodynamischen Abtrieb am Hinterrad um 25%, d.h. er erzeugt eine Kraft nach unten, die den Grip des Reifens verbessert und sich zudem positiv auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt. Gleichzeitig wird der Luftwiderstand um 4 Prozent reduziert.
Wettkampf-Setup
Die Techniker von Aprilia Racing starteten mit der Entwicklung auf hohem Niveau, denn als Basis diente die Aprilia RSV4 Factory von 2022. Die außergewöhnliche Leistung des Motors von 230 PS wurde auf folgende Weise erreicht: Sie erhöhten die Verdichtung und montierten einen Auspuff aus Titan und Karbon von SC Project, dem Unternehmen, das auch die Rennsportanlagen für Aprilia liefert. Zudem kommt ein nach den Spezifikationen der GP-Rennbikes und der Formel 1 gefertigter Luftfilter von Sprint Filter mit besonders hohem Durchlass zum Einsatz. Optional bietet Aprilia auch einen ultraleichten Schalldämpfer aus Volltitan an.
Zu den weiteren erwähnenswerten Details gehören ein Antriebsritzel aus Titan sowie als weiteres exklusives Extra der XTrenta ein Rennsport-Info- und Kontrollpanel für die zahlreichen elektronischen Funktionen. Last, but not least besitzt das Bike Fußrasten, Lenkerhebel und Tankdeckel, die aus einem Stück im CNC-Verfahren hergestellt werden.
Die unverzichtbare Hilfe der Elektronik
Ohne die Unterstützung der Elektronik wäre es unmöglich, ein so wendiges und leichtes Motorrad mit einem so starken Motor zu steuern, daher bietet die XTrenta auch in Sachen fortschrittlicher Fahrhilfen modernste Technologie. Das Unternehmen Aprilia ist in diesem Bereich führend und war weltweit das erste, das ein Einspritzsystem mit einer elektronisch gesteuerten Drosselklappe – Ride by Wire – gebaut hat. Seitdem wurde die Entwicklung fortschrittlicher Kontrollsysteme konsequent vorangetrieben. Alle Funktionen werden von einem leistungsstarken Magneti Marelli Steuergerät verwaltet, das den Einsatz der Traktionskontrolle, genauer gesagt, das Durchdrehen des Hinterrads, die Neigung des Motorrads zum „Wheelie“ und das Gieren, kontrolliert und die Motorbremse regelt. Dies geschieht auf Basis der Signale der Sechs-Achsen-Trägheitssensorenenheit (IMU), die zu jedem Zeitpunkt die genaue Position des Motorrads im Verhältnis zum umgebenden Raum erfasst.
Ein außergewöhnliches Fahrwerk
Die XTrenta behält das Fahrwerk des Serienmodells RSV4 bei, was die außergewöhnliche Qualität dieser Basis unterstreicht. Es ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklung auf Grundlage der in 30 Jahren Rennsport-Engagement gesammelten Erfahrungen. Aprilia gehört zu den erfolgreichsten Marken in der Geschichte des Motorradsports und hat von 1992 bis heute insgesamt 54 Weltmeistertitel eingefahren. Das Chassis besteht aus einem Aluminiumrahmen mit gegossenen und gepressten Teilen und ermöglicht es, den Winkel des Lenkkopfs, die Höhe des Motors und den Drehpunkt der Schwinge einzustellen. Hinzu kommt ein erstklassiges Öhlins-Feder- und Dämpfungssystem, das von den Aprilia MotoGP-Technikern modifiziert wurde. Die obere Gabelbrücke mit Dreifach-Klemmung aus gefrästem Aluminium ist ein weiteres exklusives Detail von Aprilia Racing.
Außerdem verfügt das Bike über die beste Bremsanlage auf dem Markt: eine Brembo-Anlage mit Scheiben von 330 mm Durchmesser und aus dem Vollen gefrästen GP4-MS-Monobloc-Bremssätteln. Die Felgen sind M7R Genesi von Marchesini aus geschmiedetem Magnesium und sorgen für eine Einsparung von etwa 2 kg im Vergleich zu den Standardfelgen.
DIABLO™ SUPERBIKE SCX Reifen zum ersten Mal auf einem Serienmotorrad
Mit ihrem Motor, der Abstimmung und der Elektronik ist die XTrenta ein wahr gewordener Traum für Sportmotorradfans. Um diese außergewöhnliche Leistung vollständig nutzen und die 230 PS auf den Asphalt bringen zu können, braucht man jedoch ebenso hervorragende Reifen. Deshalb ist die XTrenta mit Pirelli DIABLO™ SUPERBIKE Slickreifen ausgestattet – einem Reifenmodell, das während dem jahrelangen Engagement von Pirelli als Serienausstatter der Superbike-Weltmeisterschaft speziell auf Wettbewerbsmotorräder mit den gleichen Eigenschaften wie die XTrenta optimiert wurde. Vorne kommt ein 125/70er Reifen mit einer SC1-Mischung zum Einsatz, somit ein Modell mit breiteren Schultern als jene Reifen, die normalerweise auf sportlichen Straßenmotorrädern verwendet werden. Hinten wird ein DIABLO™ SUPERBIKE in 200/65 mit der supersoften SCX-Mischung montiert. Die XTrenta ist damit das einzige Serienmotorrad der Welt, das mit diesen besonders leistungsstarken Reifen ausgestattet ist. Ihr Einsatz ist ausschließlich der Rennstrecke vorbehalten.
Wo können Sie dieses Bike bestellen?
Die XTrenta besitzt eine historische Lackierung, die von der Aprilia 125 inspiriert ist, die im Jahr 1992 den ersten der 54 Weltmeistertitel gewann. Nach aktueller Planung wird sie in einer Auflage von nur 100 nummerierten Exemplaren produziert und zu einem zwar hohen, aber gleichwohl angemessenen Preis angeboten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man für 50.000 Euro (ohne Mehrwertsteuer) ein außergewöhnliches Wettbewerbsmotorrad erwerben kann. Aktuell kann man über die Website: factoryworks.aprilia.com Reservierungen vornehmen.
Die glücklichen Käufer werden auch die Möglichkeit haben, ihr eigenes Motorrad – das mit einer eigenen Motorradabdeckung und einer Boxenmatte geliefert wird – in den Räumlichkeiten von Aprilia Racing selbst abzuholen. Zudem können die Käufer dort die historische Rennabteilung der Marke besuchen.