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Läuten E-Autos eine neue Ära des Autodesigns ein?

Rasante Fortschritte in der Batterie- und Antriebstechnik geben den Autoherstellern der Welt die Freiheit, neue Designkonzepte zu entwickeln, die das Aussehen der Autos verändern könnten

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Einen Einblick in die schöne neue Welt des Elektroautodesigns gab die Tokio Motor Show 2019 mit der Präsentation des Konzeptfahrzeug Lexus LF-30 Electrified. Es soll die Optik und Technologie von Elektrofahrzeugen erkunden, die ab etwa 2030 verkauft werden könnten. Das schlanke Äußere des Lexus LF-30 Electrified dominieren fließende Metallkurven, welche die von den vier futuristischen Radnaben-Elektromotoren erzeugte Energie repräsentieren. Befreit von der Notwendigkeit einer Motorhaube, erstreckt sich die riesige Fensterscheibe von der Vorderseite des Autos bis zum Heck.

Läuten E-Autos eine neue Ära des Autodesigns ein?
Läuten E-Autos eine neue Ära des Autodesigns ein?

„Elektrofahrzeuge eröffnen das Potenzial für viele Veränderungen, von den Dimensionen und Proportionen bis hin zu ihrer Konstruktion", erläuterte Takashi Watanabe, Chefingenieur für die elektrischen Projekte von Lexus, gegenüber dem Fachmagazin Autocar.

Thomas Ingenlath, CEO des zu Volvo gehörenden Automobilherstellers Polestar, teilt diese Einschätzung: „Beim Annähern des Designs an diese neue Ära müssen die Automobilhersteller revolutionäre statt evolutionäre Autos kreieren", sagte er gegenüber dem Nachrichtensender CNN. „In den meisten Pkw befindet sich ein großer Motor unter der Fronthaube sowie ein Kraftstofftank, der Platz unter dem Fahrzeug einnimmt. Doch die Designer von E-Autos sind nicht in diesem traditionellen Rahmen eingespannt." 

Komme die Revolution

Die ersten Elektroautos waren alles andere als aufregend. Der kleine, kastenförmige REVAi kam 2001 auf den Markt und sorgte für Schlagzeilen, weil ein paar umweltbewusste Prominente ihn fuhren. Aber die Verkäufe kamen zum Stillstand. In Großbritannien, wo er als G-Wiz bezeichnet wurde, wählte ihn die Zeitschrift Auto Express zudem zum schlechtesten Auto, das je hergestellt wurde.

Die Hersteller schienen aus der Erfahrung zu lernen und stellten sicher, dass ihre Stromer dem Styling ihrer Rivalen mit Verbrennungsmotor gerecht werden. Heute hat vollelektrisches SUV von Jaguar, der I-Pace, eine sportliche und muskulöse Linienführung, der BMW i3 eine moderne, schnittige Ausstrahlung und der Nissan Leaf einen dezenten Charme. 

Aber sie basieren immer noch auf dem traditionellem Design mit einem Motor in der Mitte sowie Achsen, Lenkung und Federung, die den kritischen Platz im Innenraum beanspruchen. Doch dieser Ansatz schränkt unnötig ein: „Ohne Verbrennungsmotor und Kraftstofftank gilt es neue Designmöglichkeiten zu erforschen", fügt Ingenlath hinzu.

Befreiende Designer

Batterien und Motoren für Elektroautos werden nun in neuen Formen und Größen hergestellt, was den Designern von E-Autos mehr Spielraum für ihre Fantasie lässt. Der Polestar 2 beispielsweise verfügt über einen flachen und kompakten 78-kWh-Akku, der in den Boden integriert ist und so den Platz für den komplett veganen Innenraum maximiert sowie einen niedrigen Schwerpunkt schafft. Zwei Motoren an den Achsen erzeugen ein kraftvolles Drehmoment von 600 Nm.

Die Entwicklung eines In-Rad-Antriebssystems ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es macht Antriebswelle, Getriebe, Aufhängungsteile und andere schwere Komponenten überflüssig. Weil das Fahrzeug leichter ist, benötigt es eine kleinere Batterie und einen weniger leistungsstarken Motor, was wiederum mehr Gewicht spart und Platz schafft.

Die Ingenieure von Indigo Technologies aus Cambridge, Massachusetts, verbrachten zehn Jahre heimlich mit der Konstruktion ihres hochentwickelten In-Rad-Antriebssystems, dem Traction T1. Wichtig ist eine aktive Federung, um der Reisekrankheit entgegenzuwirken. Sie wird zu einem größeren Problem, wenn die Fahrzeuge leichter werden und die Masse der Passagiere im Inneren einen größeren Anteil am Gesamtgewicht ausmacht, wodurch sich die Fahrdynamik verändert.

„Für Laien ausgedrückt, fährt sich Ihr kleiner Uber wie ein die Seekrankheit erregender Golfwagen", erläutert Marshall Chapin, Präsident und CRO bei Indigo Technologies, in der Zeitschrift Autonomous Vehicle Technology. „Mit einem In-Wheel-Motor und einer aktiven Federung können Sie Fahrzeuge bauen, die zehnmal so effizient sind wie jene, die heute auf der Straße unterwegs sind. Also Fahrzeuge, die für die unvermeidliche autonome Zukunft maßgeschneidert sind.“

Hinzu kommen Fortschritte in der Batterietechnologie und bei den Leichtbaumaterialien. Es wird deutlich, dass die Revolution der Elektrofahrzeuge bereits in vollem Gange ist. Und es gibt vielversprechende Anzeichen dafür, dass sich die Automobilkonstrukteure der Herausforderung stellen wollen, die Thomas Ingenlath von Polestar beschrieben hat, um diese „bemerkenswerte neue Ära des Autodesigns zu gestalten, die ihre Existenz verdient hat".

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