EIN NEUER NAME AUF DER TROPHÄE
Zum ersten Mal seit 16 Saisons ist der Rallye-Weltmeister kein Franzose namens Sebastien. Der Mann, der die Dominanz der Herren Loeb und Ogier brach, heißt Ott Tanak. Er wurde Estlands erster Motorsportweltmeister, als er sich in Spanien den Titel des Rallye-Weltmeisters 2019 sicherte, obwohl noch ein Wettbewerb ausstand.
Tanak, der für Toyota fährt, etablierte sich als schnellster Fahrer der WM und erzielte in diesem Jahr sechs Siege unter verschiedensten Bedingungen, sei es im schwedischen Schnee, auf schnellen Schotterpisten in Finnland, auf Asphalt in Deutschland sowie auf den matschigen Strecken der Wales Rally GB.
Die Art und Weise, wie er die Meisterschaft in Spanien errang - indem er in der entscheidenden, die Rallye abschließenden Power-Stage die Bestzeit fuhr - ist typisch für Tanaks vielleicht konkurrenzlose Fähigkeit, bei der Jagd nach der Bestzeit bis an die Grenzen zu gehen. Doch das war nicht immer so.....
DER ENTSCHEIDENDE DURCHBRUCH
Von den bescheidenen Anfängen auf der estnischen Insel Saaremaa an führte Tanaks Weg an die Spitze der Rallye-Welt über mehr Auf- und Abstiege als eine von Bergkämmen dominierte Etappe der Rallye Finnland. Seine erste richtige Rallye startete er in einem Volkswagen Golf MkII. Sein Lauf endete nach nur vier Kilometern, als sein Auto ausbrach. Doch unter der Leitung von Markko Martin, dem ersten estnischen Rallye-Helden, wurde Ott Tanak im Alter von 21 Jahren estnischer Meister.
Seinen ersten großen Durchbruch in der World Rally Championship WRC erzielte er beim Pirelli Star Driver Programm. Tanak setzte sich in Österreich beim Endscheidungskampf gegen einige der besten jungen Rallye-Piloten Europas durch und gewann damit ein Programm mit sechs Läufen bei der WM 2010. Seinen ersten Wettbewerb in einem knallgelben, von Pirelli unterstützten Mitsubishi Evo X, absolvierte er in der Türkei und landete in der Gesamtwertung in den Top 10.
Unerschrocken gewann er später in jenem Jahr in Finnland und Großbritannien in der Kategorie Produktion. Der Kampf um den Super 2000-Titel in der folgenden Saison eröffnete Ott Tanak für 2013 seine erste Chance, im Malcolm Wilsons M-Sport Team auf höchstem Niveau zu fahren. Am Ende der Saison wurde er fallen gelassen, zwei Jahre später wieder aufgenommen, doch nach einer Reihe von Unfällen erneut fallen gelassen. Bei seinem spektakulärsten Crash stürzte sein Auto in einen mexikanischen See.
POTENTIAL AUSGESCHÖPFT
2017 erhielt Ott Tanak seine dritte Chance im Werksteam von M-Sport an der Seite von Ogier. Persönlich gereift nutzte er sie. Auf Sardinien gelang ihm der lang ersehnte erste Sieg, ein weiterer folgte in Deutschland: Er kam in die Form, mit der er im folgenden Jahr bei Toyota glänzen sollte.
Nach der langen Titel-Serie von Loeb und Ogier ist Ott Tanak der erste Pirelli Star Driver, der später WRC-Weltmeister wurde. Aber er ist beileibe nicht der einzige erfolgreiche Absolvent. Hayden Paddon gehörte zur gleichen Klasse wie Tanak (ausgewählt aus dem asiatisch-pazifischen Raum), gewann einen Lauf in der WRC und stand mehrmals auf dem Podium.
Im Jahr 2011 gewann Craig Breen als Pirelli Star Driver die WRC. Das Gleiche gilt für Elfyn Evans, Breens Nachfolger als Champion in der von Pirelli ausgestatteten WRC Academy.
Sogar Ogier wurde bereits 2008 Junior-Weltmeister mit Pirelli Reifen. Mit der Junior WRC setzt Pirelli sein Engagement für die Entwicklung junger Rallye-Talente bis heute fort. Titelgewinner 2019 ist der Spanier Jan Solans, der von seinem Landsmann Carlos Sainz unterstützt wird, der mit Pirelli zwei Mal Rallye-Weltmeister wurde. Als Preis erhielt Solans für den nächsten Schritt in seiner Karriere einen Ford Fiesta R5 sowie ein Pirelli Reifenpaket.
Der Erfolg von Ott Tanak beweist: Nur der Himmel ist die Grenze.