Der Tod von Niki Lauda am Montag, den 20. Mai 2019, lässt nochmals deutlich werden, was er in seinem Leben alles erreicht hat. Er war dreimaliger Formel 1 Weltmeister und ein Vorbild für eine ganze Generation, der er Mitte der 1970er Jahre ein wiedergeborenes Team Ferrari schenkte. Er war ein Mann, der ein zweites Leben führte, nachdem er bei einem schrecklichen Unfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring fast gestorben wäre. Niki war sein ganzes Leben lang ständig auf der Suche nach Veränderung und wechselte mehrfach zwischen seiner Karriere als Meisterfahrer und Manager einer Fluglinie. Immer von einer Sache direkt zur nächsten. Von 2012 bis heute war er zudem Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes Formel 1 Teams, das derzeit die Geschichte dieses Sports verändert.
Niki Lauda, das war Bewegung. Wobei diese Behauptung eigentlich eine unnötige Doppelung ist. Denn Niki Lauda und Bewegung waren und bleiben untrennbar miteinander verbunden. Auch wäre es ein Fehler, nur über die Rennfahrerkarriere des Österreichers zu sprechen: seine 25 Grand-Prix-Siege und die drei Formel 1 Weltmeisterschaften, wobei ihm durch den unvergesslichen Unfall auf dem Nürburgring wohl ein weiterer Titel entging. Bereits 42 Tage später, nach zwei verpassten Rennen, kehrte er in die Formel 1 zurück und startete mit blutenden Wunden beim Großen Preis von Italien. Beim letzten Rennen der dramatischen Saison 1976, dem Großen Preis von Japan in Fuji, wurde der Start infolge strömenden Regens und Nebel mehrfach verschoben. Als er dann doch noch erfolgt war, stellte Niki Lauda sein Auto nach der zweiten Runde aus Sicherheitsgründen einfach ab.
Doch das ist nur ein Teil dieses an Facetten reichen, wahren Renaissance-Menschen, der nun in das Pantheon der Legenden eintrat.
Den Entschluss, Rennfahrer zu werden, fasste Niki, noch bevor er überhaupt einen Führerschein hatte. Das ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Einzigartig aber ist sein Weg in den Motorsport. Aus einer adeligen Familie Wiener Bankiers stammend, bat Niki zunächst seinen Großvater väterlicherseits um finanzielle Hilfe, um seine Karriere starten zu können. „Geld, um damit Rennen zu fahren?" hieß die empörte Antwort. „Wenn ein Lauda in den Zeitungen erscheint, dann sollte er auf den Finanzseiten stehen!"
Aber Niki, damals kaum 20 Jahre alt, brach daraufhin nicht zusammen. Statt Zeit zu verschwenden, entwickelte er einen alternativen Plan: Dieser pragmatisch-sachliche Ansatz sollte ihm in seinem weiteren persönlichen und beruflichen Leben gute Dienste erweisen. Er ging direkt zu einer konkurrierenden Bank, Raiffeisen, um die Lebensversicherung einzulösen, die ihm sein Großvater zur Volljährigkeit geschenkt hatte. Dieser unkonventionelle "Sponsoring"-Plan ermöglichte es ihm, die Leiter in einen Einsitzer zu erklimmen. Er war der Formel 1 einen Schritt näher gekommen.
Doch von der Bewegung besessen, visierte Niki stets das nächste Ziel an. Mitte der 1970er Jahre, auf dem Höhepunkt seiner Karriere bei Ferrari, wurde er von der Flugbegeisterung erfasst. Er ließ sich zum Piloten ausbilden und verließ 1979 plötzlich die Formel 1. Damals fuhr er für Brabham. Er wählte dieses Team nach seiner berüchtigten Trennung von Ferrari zwei Jahre zuvor, als er sich weigerte, die beiden noch ausstehenden Rennen zu fahren, weil er infolge seines Punktevorsprungs bereits Weltmeister war. Brabham verließ er plötzlich mitten während des Freien Trainings an einem Freitag in Montreal, wobei er den unsterblichen Satz äußerte: "Ich bin es leid, im Kreis zu fahren."
Drei Tage später saß er bereits in Seattle in einem Boeing 747 Simulator. Obwohl es sich damals nur wenige Leute vorstellen konnten, gründete er daraufhin Lauda Air. Das Unternehmen sollte sich als Quelle der Freude wie auch des Schmerzes erweisen. 1982 kehrte er in die Formel 1 zurück, nicht zuletzt, um einige finanzielle Löcher seines Unternehmens zu stopfen. 1984 gewann er mit McLaren seinen dritten Weltmeistertitel. Daraufhin kehrte er dem Motorsport erneut den Rücken.
Nachdem er Lauda Air an Austrian Airlines verkauft hatte, startete er ein weiteres Projekt: Air Niki. Diese Fluggesellschaft besteht noch heute als Teil von Ryanair. Niki saß oft selbst im Pilotensitz und eröffnete neue Strecken zwischen Österreich, Italien, den Balearen und Kuba. Er machte so viel, um damit drei Leben füllen zu können.
Doch Andreas Nikolaus Lauda, den seine Freunde wie auch die Öffentlichkeit nur als Niki kennen, spürte, dass er noch mehr leisten konnte. Ende 1991 wurde er von dem neuen Präsidenten Luca di Montezemolo gebeten, die sportliche Seite von Ferrari zu leiten. Einige Jahre später bat ihn Jean Todt höflich zum Rücktritt. Im Laufe des Jahres 2000 übernahm er die gleiche Rolle im neuen Jaguar Racing Team, allerdings mit nur wenig Glück. Im Jahr 2012 saß er wieder fest im Sattel: Kurz nach seinem 63. Geburtstag begann Niki Lauda sein letztes sportliches Abenteuer, diesmal als Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes-AMG in der Formel 1. Ende 2014 feierten Niki und das britisch-deutsche Team gemeinsam ihre erste Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Aber das war erst der Anfang dieser Geschichte…
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