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Pirelli-Kalender 2015: Steven Meisels 12 kultige Poster-Girls

Zwölf Models, darunter Gigi Hadid und Karen Elson, standen auf der Besetzungsliste, mit der Fotograf Steven Meisel sich daran machte, für jeden Monat des Jahres ein kühnes und einzigartiges Porträt zu schaffen - mithilfe von etwas glänzendem Latex

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Der 42. Pirelli-Kalender trägt den schlichten Titel "Calendar Girls 2015". Seine Aufnahmen stammen von Steven Meisel, einem der weltweit führenden Modefotografen. Auf externe Locations wurde verzichtet, stattdessen entstanden die Fotos in einem Studio in New York innerhalb von fünf Tagen. Dort setzte ein Star-Team die zwölf Top- und Nachwuchsmodels von Meisel in Szene. Das Styling stammte von Carine Roitfeld, der ehemaligen Herausgeberin der französischen Vogue, für das Make-up zeichnete Pat McGrath verantwortlich, für die Frisuren Guido.

Cameron Russell, US-amerikanisches Model und Magazingründerin, ist das Ukulele spielende Strandmädchen des Monats Juli im Pirelli Kalender 2015, fotografiert von Steven Meisel. Sie gesellte sich zu einer Reihe von Pin-up-"Stereotypen", darunter eine Militärkadettin (dargestellt von Carolyn Murphy), ein Boxring-Girl (Joan Smalls) und eine Leinwand-Sirene (Karen Elson).


Ein moderner Pin-up-Kalender

Mit einem Minimum an Kleidung und Accessoires ausgestattet, lag der Fokus auf den Frauen. Meisel spielte mit modernen Vorstellungen von Schönheit - verstärkt durch die Verwendung von Latex, das den Bildern einen glänzenden, sinnlichen Touch verlieh. Nachdem er „die wichtigsten ästhetischen Modelle der heutigen Welt" ausgewählt hatte, sollten sie Meisels Worten zufolge „die Stereotypen repräsentieren, die das Mode- und Starsystem uns derzeit vorgibt." Sein Ziel: „Zwölf Poster zu schaffen, auf denen Frauen in ihrer ganzen Sinnlichkeit die absoluten Protagonisten von zwölf sehr unterschiedlichen Bildern sind." 

Unter den Pin-up-Girl-Bildern, die Meisel kreierte, ist Anna Ewers als eine von Brigitte Bardot inspirierte Sexbombe zu sehen, Sasha Luss als Matrosenmädchen, Candice Huffine als Domina in einem Ledermieder mit einer Peitsche in der Hand sowie Natalia Vodianova in einem Schaumbad, wobei sie wie die ultimative Babypuppe aussieht. Weitere Models waren Gigi Hadid, Carolyn Murphy, Isabeli Fontana, Adriana Lima, Cameron Russell, Raquel Zimmermann, Karen Elson und Joan Small. Die Bilder sind unbestreitbar sexy, aber zugleich auch wissend: Sie zeigen Fantasien, umgesetzt mit höchsten künstlerischen Maßstäben und dargestellt von Frauen, die Spaß daran hatten, diese Rollen zu spielen. Trotz aller Anspielungen auf die Vergangenheit ist das Endergebnis ein raffinierter und verführerischer Pin-up-Kalender der Neuzeit.

Für die Juni-Seite des Pirelli-Kalenders 2015, der von Steven Meisel fotografiert wurde, verkörperte das deutsche Model Anne Ewers eine von Brigitte Bardot inspirierte Sexbombe, auf deren weißem T-Shirt "Oui" und "Non" stand


Meisel war gut aufgestellt, um einen Kalender zu produzieren, der viele Assoziationen auslöste, ohne vulgär zu sein. Er war ein Meister des kantigen Glamours, und die Frauen, die er fotografierte, vertrauten und verehrten ihn. „Stevens Art [des Fotografierens] ist sehr einzigartig", sagte Karen Elson nach dem Pirelli Shooting. „Du fühlst dich einfach göttlich. Du fühlst dich so schön wie noch nie. Du fühlst dich respektiert."

Ein produktiver Bildermacher

Meisel wurde in Manhattan geboren und wuchs auf Long Island auf. Nachdem er die Parsons School of Design besucht hatte, begann er als Modeillustrator für Women's Wear Daily zu arbeiten. In den frühen 1980er Jahren, als er spürte, dass die Mode-fotografie auf dem absteigenden Ast war, begann er, Aufnahmen von seinen Freundinnen zu machen. Dies führte dazu, dass er gebeten wurde, Test-Shootings mit den neu unter Vertrag genommenen Teenager-Mädchen der Modelagentur Elite durchzuführen.

Schon bald fotografierte er für Zeitschriften und erhielt bis zum Ende des Jahrzehnts Aufträge für Hunderte von Editorials für die Vogue und andere Publikationen. (Er hat die Ehre, jedes Cover der Vogue Italia von 1988 bis 2015 fotografiert zu haben). Neben Kampagnen für Versace, Dolce & Gabbana, Louis Vuitton und Calvin Klein sowie jede Prada-Kampagne seit 2004 ist er auch für Albumcover verantwortlich, darunter Madonnas 1984 veröffentlichtes Album Like a Virgin und Mariah Careys Daydream von 1995.

Als Candice Huffine für den von Steven Meisel fotografierten Pirelli Kalender 2015 gecastet wurde, war sie zwar nicht das erste Plus-Size-Model des Kalenders (Sophie Dahl war bereits in dem von Herb Ritts produzierten Pirelli Kalender von 1999 zu sehen), aber ihre Präsenz markierte einen Wendepunkt.


Ein Sinn für Präzision ist vielleicht die deutlichste durchgehende Qualität in Meisels Arbeit. „Das, was nach Steven aussieht, zeigt eine Besessenheit mit einer fast kühlen Perfektion", sagte Harold Koda, damals Kurator des Metropolitan Museum of Art's Costume Institute, in einem Porträt von Meisel 2009 in der amerikanischen Vogue. „Selbst wenn die Models zerzaust aussehen sollen, sind sie perfekt zerzaust. Es gibt keinen Moment, in dem nicht dieser Eingriff des Fotografen in ein sehr kontrolliertes Bild deutlich wird." Koda bezeichnete Meisel auch als Postmodernisten aufgrund der Art und Weise, wie er Referenzen sampelt und recycelt (eine Tendenz, die im Pirelli Kalender 2015 deutlich zu sehen ist).

Andere bezeichneten ihn wegen der Rastlosigkeit seiner Arbeit als Chamäleon. Madonna, eine weitere notorische Verwandlungskünstlerin, schreibt Meisel zu, sie in die Idee der Neuerfindung eingeführt zu haben. „Er behandelte jedes Fotoshooting wie einen kleinen Film", sagte sie 2009 der amerikanischen Vogue, „und er bestand darauf, dass wir bei jeder Arbeit einen Charakter erschaffen, um sich dann aber über die von uns geschaffenen Archetypen lustig zu machen."

Das russische Model Natalia Vodianova hat im Laufe der Jahre in fünf Pirelli Kalendern mitgewirkt, so auch im Pirelli Kalender 2015 von Steven Meisel, in dem sie die ultimative Seifenblasen-Baby-Puppe spielte.


Offen für Herausforderungen

Wie Madonna ist auch Meisel die Kontroverse nicht fremd. Seine Shootings wurden inspiriert von einer Ölpest im Golf von Mexiko, vom Krieg, von der plastischen Chirurgie, von der Reha und sogar von häuslicher Gewalt. Ob seine Arbeit derartige Themen verherrlicht oder einfach nur das Bewusstsein dafür schärft, ist nach wie vor umstritten.

Meisel scheut sich auch nicht, heikle Themen der Mode-Industrie anzusprechen, darunter Rassismus und die Wahrnehmung des Körpers. Diese beiden Themenfelder wurden in der "Black Issue" vom Juli 2008 bzw. der "Curvy Issue" vom Juni 2011 der Vogue Italia behandelt. Letztere brachte drei Plus-Size-Models auf das Cover: Tara Lynn, Robyn Lawley und Candice Huffine - die sich mit Meisel am Set des Pirelli Kalenders 2015 wiedertraf. Die Aufnahme eines Plus-Size-Models in den Kalender war ein bahnbrechender Moment und seine Bedeutung ging Huffine nicht verloren. „Ich bin eine kurvige Frau und bleibe mir und meiner Größe treu", sagte sie. „Was Pirelli mit dem Kalender und meinen Auftritt darin macht, ist erstaunlich. Ich denke, andere Körper, andere Größen und andere Formen zu sehen, wird zur Norm werden."

Als Cowgirl im Pirelli Kalender 2015 bemerkte das brasilianische Model Isabeli Fontana (die bereits in sechs anderen Kalendern zu sehen war), wie der Fotograf Steven Meisel „dich immer umwerfend aussehen lässt, egal wie".


Diese Meinung griff Karen Elson auf, als sie sagte: „In diesem Kalender geht es um Frauen und das Frausein. Wir sind hier alle sehr unterschiedliche Frauen. Ich bin 35, fast 36, habe zwei Kinder... Es ist eine Feier der Frauen." Dieser Sinn für Inklusion und Vielfalt sollte in den folgenden Jahren immer wichtiger werden, als die Pirelli-Kalender einer neuen Ära entgegenblickten.

Newcomerin Gigi Hadid gab zu, schockiert, aufgeregt und geehrt zu sein, für den Pirelli Kalender 2015 gecastet und von Steven Meisel neben Ikonen wie Carolyn Murphy und Natalia Vodianova fotografiert worden zu sein. Sie beschrieb ihre Aufmachung für das November Foto als "wie Catwoman, die in ihrem Versteck abhängt".