Als die Vereinten Nationen (UNO) 2015 in New York ihre Ziele für nachhaltige Entwicklung vorlegten, war Pirelli dabei. Denn der Premiumhersteller gehört der 2011 gegründeten UN-Initiative Global Compact LEAD an. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Unternehmen, die sich für nachhaltige Prozesse in ihren Organisationen einsetzt und darüber hinaus andere Unternehmen ermutigt, es ihnen gleichzutun. Global Compact LEAD soll die Leistung der Wirtschaft in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance auf ein neues Niveau heben und bei der unternehmerischen Nachhaltigkeit Maßstäbe setzen.
Schon aus diesem Grund beachtet Pirelli die 17 von der UNO definierten Ziele. Diese sollen die Armut beenden, den Planeten schützen und Wohlstand für alle sichern, indem universelle Grundsätze hinsichtlich der Umwelt, der Menschenrechte sowie der Arbeitsbedingungen gefördert werden.
Bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends, etliche Jahre vor der Einführung der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung, kommunizierte Pirelli eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtet Strategie, die darauf ausgerichtet ist, die natürlichen Ressourcen zu schonen. In seinem Nachhaltigkeitsplan 2017-20, der Zielvorgaben bis zum Jahr 2025 formuliert, gibt Pirelli konkrete Hinweise auf den Beitrag, den jedes von Pirelli anvisierte Ziel für das Erreichen der von der UNO definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung leistet.
“Unser Nachhaltigkeitsplan ist in unseren Industrieplan integriert, denn unser ultimatives Ziel ist es, Pirelli nachhaltig zu machen", erläutert Filippo Bettini, Chief Sustainability and Risk Governance Officer. "Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO bieten dafür einen Rahmen, in dem wir unsere Aktivitäten besser steuern können. Denn wir sind überzeugt: Es ist enorm wichtig, einen Beitrag zum Erreichen der UNO Ziele zu leisten. Jedes Unternehmen ist aufgefordert, im Interesse der Zukunft der Planeten zu handeln."
Folgenabschätzung
Filippo Bettini empfiehlt Unternehmen, Nachhaltigkeitsziele mit den entsprechenden Zielen der UNO zu verknüpfen, sobald sie jene Bereiche identifiziert haben, in denen sie - je nach Branche, Tätigkeit und Entwicklungsstrategie - den größten Beitrag leisten können. Pirelli verknüpfte seine strategischen Prioritäten mit zwölf der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO.
Ein Geschäftsmodell kann sich auf mehrere Nachhaltigkeitsziele auswirken. Werden Reifen an Kraftfahrzeugen eingesetzt, entsteht der größte Teil der von ihnen verursachten Umweltbelastungen infolge ihres Rollwiderstands. Im Schnitt lassen bis zu 20 Prozent des gesamten Kraftstoffverbrauchs eines Autos indirekt auf den Rollwiderstand seiner Reifen zurückführen. Es ist also wichtig, dass Reifen das richtige Grip-Level haben, um das Auto unter verschiedenen Bedingungen sicher auf der Straße zu halten. Doch gleichzeitig müssen sie dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch zu begrenzen.
Pirelli hat den Rollwiderstand seiner Autoreifen im Vergleich zu 2009, dem Basisjahr der konzerneigenen Nachhaltigkeitsziele, im Schnitt um 15 Prozent gesenkt. Bis zum Jahr 2020 soll dieser Wert 20 Prozent betragen.
Pirelli verknüpfte dieses Ziel mit folgenden drei Nachhaltigkeitszielen der UNO:
• "Klima-Maßnahmen": Sie führen zu einem geringeren Rollwiderstand, wirken sich direkt auf die Reduzierung von Emissionen in die Atmosphäre aus.
• "Wohlbefinden und Gesundheit": Innovationen in der Reifentechnologie sollen auch die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern.
• "Nachhaltige Städte und Gemeinden": Rollwiderstandsreduzierte Reifen tragen zu einer besseren Luftqualität bei.
Auch für Elektroautos, die als Zukunft der Automobilindustrie gelten und im Jahr 2025 voraussichtlich mehr als 20 Prozent des Marktes ausmachen werden, ist die Reifenleistung ein erfolgsentscheidender Aspekt. Elektrofahrzeuge sind zehn bis 15 Prozent schwerer als Benzin- und Dieselfahrzeuge. Aus diesem Grund entwickelte Pirelli Reifen, die mit den speziellen Anforderungen Schritt halten und gleichzeitig den Rollwiderstand auf ein Minimum reduzieren.
Digitale Innovation
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Erhöhen der Umweltverträglichkeit von Reifen ist die ständige Kontrolle des Reifendrucks während des Einsatzes. Ein zu niedriger Reifendruck erhöht den Rollwiderstand und folglich auch den Kraftstoffverbrauch sowie die CO2-Emissionen.
Die von Pirelli entwickelten Technologien Cyber Car und Connesso unterstützen die Anwender wirkungsvoll dabei, die Reifen in einem optimalen Zustand zu halten, indem sie permanent deren Druck, ihre Temperatur und ihre Profilabnutzung überwachen. In beiden Fällen handelt es sich um Reifen mit eingebetteten Sensoren, die bei Cyber Car direkt mit dem Fahrzeug kommunizieren, um dessen Elektronik und Kontrollsysteme an die jeweiligen Fahrbedingungen anzupassen. Bei Connesso hingegen sind die Autofahrerinnen bzw. Autofahrer die Empfänger der Informationen, die von den Reifensensoren kommend auf deren Smartphones übertragen werden.
Das für die Erstausrüstung entwickelte digitale Reifensystem Cyber Car wird 2019 in erste Fahrzeuge integriert, während das für den Ersatzmarkt bestimmte System Pirelli Connesso in den USA bereits erhältlich ist.
Pirelli verknüpfte diese Produktinnovationen mit den UNO-Nachhaltigkeitszielen "Industrie, Innovation und Infrastruktur" sowie "Nachhaltige Städte".
Parallel zur Entwicklung neuer digitaler Produkte konzentriert sich Pirelli unternehmensweit auf den Prozess der digitalen Transformation. Das betrifft auch die Produktionsstätten. Dazu gehören ständige Investitionen in die Ausbildung, um die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen, die zu einem immer stärkeren digitalen Wachstum der Gruppe beitragen sollen. Dies knüpft an die UNO Ziele "Qualitätsbildung" und "Industrie, Innovation und Infrastruktur" an.
"Wir konzipieren ein relevantes Ausbildungs- und Entwicklungsprogramm, um reaktionsfähige und agile Denkweisen zu etablieren“, erläutert Eleonora Giada Pessina, Group Sustainability Officer. „Das soll es uns ermöglichen, im digitalen Zeitalter als Protagonisten der zukünftigen Mobilität mit Wettbewerbern zu konkurrieren.“
Größere Netzwerke
Aus Sicht von Pirelli impliziert der Beitrag zum Erfolg der Nachhaltigkeitsziele der UNO, wo immer es möglich ist, die gesamte Wertschöpfungskette mit den Geschäftspartnern zu betrachten, statt einseitig als singuläres Unternehmen zu agieren. Ein bemerkenswertes Beispiel bildet die Naturkautschuk-Lieferkette, die mit fünf der UNO Ziele verbunden ist. Darunter die wichtige "Partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Erreichen der Ziele".
Statt allein an einem nachhaltigen Management der Kautschuk-Lieferkette zu arbeiten, entschied sich Pirelli für einen Ansatz, der zwar größere Anstrengungen erfordert, doch sich potenzierende Auswirkungen verspricht: Er sieht den Dialog und Partnerschaften mit allen wichtigen Akteuren der Naturkautschuk-Wertschöpfungskette (Erzeuger, Wiederverkäufer, Verarbeiter von Naturkautschuk, multilaterale Organisationen, Automobilhersteller) vor, die ein gemeinsames Engagement in der Branche unterstützen.
Ziel der Pirelli Strategie für nachhaltigen Naturkautschuk ist es, die Transparenz zu erhöhen, um die Arbeits- und Menschenrechte zu schützen, die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften zu fördern sowie das fortgesetzte Entwalden durch eine produktivere Landwirtschaft zu verhindern.
Zukunftssicherheit
Pirelli belässt es nicht bei der Verbesserung der Produktivität und Qualität von Naturkautschuk, beginnend mit dem Anbau und der Ernte. Zusätzlich testet das Unternehmen neue nachwachsende Rohstoffe für die Reifenproduktion. Ziel ist es, den Anteil an nachwachsenden Rohstoffen zu verdoppeln und den Einsatz fossiler Rohstoffe in bestimmten Produkten zwischen 2017 und 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Dies knüpft an die UNO Ziele"Industrie, Innovation und Infrastruktur" und "Klimaschutz" an.
Für Pirelli bieten die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen die Möglichkeit, jene Bereiche im Unternehmen zu identifizieren, in denen es die größten Beiträge zum Wohle des Planeten und der Menschen leisten kann. In diesem Artikel wurden nur einige davon erläutert.
Sie ergänzen die eigenen Visionen, die Pirelli zur Sicherung des langfristigen Erfolgs entwickelt. "Dabei geht es nicht um einzelne Projekte", betont Eleonora Giada Pessina von Pirelli. "Vielmehr bedeutet Nachhaltigkeit langfristige Unternehmensentwicklung."