Das Jahr 2020 und die ersten Monate des Jahres 2021 waren eine Zeit der klaustrophobischen Isolation, der Verschlossenheit sowie des psychischen und physischen Leidens. Als Reaktion darauf haben in den vergangenen anderthalb Jahren viele Menschen, die in ihren vier Wänden eingesperrt waren, den hohen Stellenwert der Bewegung im Freien und der Kontakte zur Natur wiederentdeckt. Bereits lange vor der Pandemie bekundeten Fachleute und Wissenschaftler einhellig die Vorteile dieser Praktiken: Schon ein paar Stunden pro Woche in sauberer Luft und grüner Umgebung zu verbringen genügen, um die kognitiven Leistungen zu verbessern, Stress abzubauen und das körperliche Wohlbefinden zu steigern.
nichts anderes als einen Spaziergang im Wald zu machen. Anlässlich einer Studie mit dem Titel Die physiologischen Auswirkungen von Shinrin-yoku: Erkenntnisse aus Feldexperimenten in 24 Wäldern Japans wurde eine heterogene Gruppe von Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die erste Gruppe ging zwischen Bäumen spazieren, die zweite in einer städtischen Umgebung.
Bei jenen Personen, die in der natürlichen Umgebung spazieren gingen, verbesserten sich die Blutdruckwerte und die Nervenstimulation. Wie später in der Studie Die Wirkung der auf kognitiver Verhaltenstherapie basierenden Psychotherapie in einer Waldumgebung verdeutlicht wurde, reduziert das Waldbaden den Stress, hilft bei Depressionen und macht die Menschen, die es praktizieren, weniger aggressiv.
Die Kombination der Vorteile einer natürlichen Umgebung mit körperlicher Betätigung ist eine hervorragende Möglichkeit, um das Wohlbefinden und das allgemeine psycho-physische Gleichgewicht wiederherzustellen. Ein Spaziergang, ein Lauf oder noch besser eine Fahrradtour in der Natur zwei- bis dreimal pro Woche sind die perfekte Lösung. Vor allem das Fahrradfahren bietet zahlreiche Vorteile. Und das sowohl in körperlicher Hinsicht - vor allem für das Herz-Kreislauf-System und den Bewegungsapparat - als auch in psychologischer Hinsicht. Dies geschieht durch das Ausschütten von Endorphinen, die für die Verbesserung der Stimmung verantwortlich sind. Nicht zu vergessen sind auch die positiven Auswirkungen auf die Umwelt: Das Fahrrad ist ein Symbol für intelligente Mobilität und Null-Emissionen.
Auch dazu liegen zahlreiche Studien vor, die eine Verbindung zwischen körperlicher Aktivität, dem Kontakt mit der Natur sowie dem psycho-physischen Wohlbefinden herstellen. Für die im Jahr 2020 veröffentlichten Studie Natur in regelmäßiger Dosis: die Wirksamkeit von Bewegungsmaßnahmen im Grünen für das psychische Wohlbefinden unterzogen die Teilnehmer sich in einer grünen Umgebung einer zyklischen motorischen Aktivität. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass Bewegung im Grünen eine grundlegende Rolle bei der Förderung des Wohlbefindens spielen kann und eine wichtige Alternative zu traditionellen gesundheitlichen und sozialen Praktiken darstellen könnte. Die öffentlichen Gesundheitssysteme, so die Autoren der Studie, sollten in Erwägung ziehen, diese Art von Maßnahmen in die Behandlung von Patienten mit geringem Wohlbefinden zu integrieren.
Ebenfalls im vergangenen Jahr veröffentlichte der World Wide Fund For Nature WWF einen Leitfaden, in dem die Umweltschutzorganisation die Vorteile des Kontakts mit der Natur für Kinder auflistet – die aber im Grunde für jedes Alter gelten. Von der Selbstdisziplin über die Verringerung von depressiven Störungen und Angstzuständen bis hin zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Tumorerkrankungen: Auch in diesem Fall wird eine breite Palette von Vorteilen genannt. Unter Berufung auf eine Studie über den Einfluss von Grünflächen auf die Intelligenz und das Verhalten von Kindern in städtischen, vorstädtischen und ländlichen Gebieten in Belgien betont die angesehene Organisation zudem, dass die Intelligenz auch durch die Zeit beeinflusst wird, die man in einer grünen Umgebung verbringt.
Der Studie zufolge entspricht eine Zunahme von nur drei Prozent Grün in der Nachbarschaft, in der jemand aufwächst, einem durchschnittlichen Zuwachs von 2,6 IQ-Punkten bei Kindern im Alter von 10 bis 15 Jahren (der untersuchten Stichprobengruppe). Ein psychologisches, physisches und kognitives Gleichgewicht: Der Kontakt mit der Natur und die körperliche Aktivität im Freien sind der beste Weg, um Wohlbefinden zu erreichen.